Im Versicherungswesen hat man es mit einer Vielzahl rechtlicher Begriffe zu tun. „Grobe Fahrlässigkeit“ oder „bedingter Vorsatz“ sind solche. Wie stellt man sich das übertragen auf den Alltag vor? Ein altes Branchenbeispiel hilft hier
Im Schadenfall kann schon „grobe Fahrlässigkeit“ dazu führen, den Versicherungsschutz ganz oder teilweise zu verlieren.
Das althergebrachte „Dachdecker-Beispiel“ halten wir daher für eine gute Hilfe, Ihnen diese abstrakten Begriffe besser vorstellbar zu machen. |
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Der fahrlässig verursachte Schaden
„Huch, das wollte ich nicht!“ |
Beispiel: Einem Dachdecker fällt bei der Arbeit am Haus ein Ziegel aus der Hand und verletzt einen Passanten am Kopf.
→ Der Schaden wird fahrlässig verursacht, da kein aktives Handeln des Dachdeckers kausal zum Schaden beiträgt. Vorzuwerfen wäre ihm allenfalls, dass er den Ziegel hätte fester greifen müssen. Es liegt daher keine Absicht vor, jemanden zu schädigen. |
Der grob fahrlässig verursachte Schaden
„Da hätte ich aber besser aufpassen müssen!“ |
Beispiel: Ein Dachdecker deckt ein Dach ein. Einer der Ziegel ist beschädigt und kann nicht verwendet werden. Gedankenlos wirft er diesen über die Schulter das Dach hinab, wodurch das Geschoss einen Passanten am Kopf verletzt.
→ Dieser Schaden wird grob fahrlässig verursacht, da der Dachdecker eine andere Absicht verfolgt, als jemanden zu schädigen. Um niemanden zu verletzen, hätte er sich zunächst mindestens vergewissern müssen, dass kein Passant vorbeiläuft, der gefährdet werden könnte. |
Der bedingt vorsätzlich verursachte Schaden
„Mir egal…!“ |
Beispiel: Der Dachdecker bemerkt eine Gruppe Nachbarskinder, die sich vor dem Haus versammelt, ihm bei der Arbeit zuschaut und Faxen macht. Als er einen beschädigten Ziegel entdeckt, wirft er diesen das Dach hinab. Ihm ist dabei bewusst, dass die Gefahr besteht, die Kinder zu treffen. Da er genervt ist, ist ihm dies jedoch gleich. Der Ziegel trifft einen Zehnjährigen im Gesicht.
→ Dieser Schaden wird bedingt vorsätzlich verursacht. Der Dachdecker kann die potenzielle Gefahr für andere, die in seinem Handeln steckt, abschätzen. Wichtiger Unterschied: Es liegt zwar weiterhin keine Absicht vor, jemanden zu schädigen, wird aber billigend in Kauf genommen. |
Der vorsätzlich verursachte Schaden
„Ha! Den hab ich gut getroffen!“ |
Beispiel: Gegen Ende des Tages kommt der Bauherr zur Baustelle, um den Fortschritt zu begutachten. Ununterbrochen maßregelt er den Handwerker und verhält sich diesem gegenüber sehr herablassend. Der genervte Dachdecker nimmt einen Ziegel und wirft ihn gezielt nach dem Bauherren, den er so mit geübtem Auge niederstreckt.
→ Dieser Schaden wird vorsätzlich begangen. Die Handlung ist bei vollem Bewusstsein einzig darauf ausgelegt, jemanden zu schädigen. |
Bewährtes altert langsamer und so hoffen wir, mit diesen aufgewärmten, doch nicht minder akuellen Beispielen eine kleine Hilfestellung für mehr Sicherheit gegeben zu haben. |